In der aktuellen Covid-19-bedingten Wirtschaftslage beurteilen sowohl Banken als auch Unternehmen die Liquidität als die größte Herausforderung der Unternehmensfinanzierung.
Flüssig bleiben, also Liquiditätssicherung – das steht für viele Unternehmen nun an erster Stelle.
Die Corona-Hilfspakete der österreichischen Bundesregierung für die Wirtschaft haben dies im Moment erleichtert und dafür gesorgt, dass die Unternehmensinsolvenzen – trotzdem wir gerade die anhaltend größte Wirtschaftskrise seit dem Zweiten Weltkrieg durchmachen – die niedrigsten seit 1990 sind.
Bei einem Gesamtrückgang von fast minus 40 % kam es gerade einmal zu rund 3.000 Insolvenzen. Dass hier Unternehmen – zum Beispiel durch Steuer- und Sozialabgabenstundungen – künstlich am Leben gehalten werden, ist offensichtlich.
Der KSV1870 berichtet im Oktober 2020:
„Der aktuelle Austrian Business Check zeigt massive Auswirkungen der globalen Gesundheits- und Wirtschaftskrise auf die finanzielle Stabilität österreichischer Unternehmen: 9 von 10 Firmen haben mit den Folgen zu kämpfen – 41 % sind sehr stark bzw. eher stark betroffen.
Zudem hat sich die Geschäftslage der Betriebe eingetrübt: Vor der Corona-Krise sprachen zwei Drittel von einer positiven Situation. Aktuell sind es nur noch 44 %, die die eigene Lage mit sehr gut bzw. gut bewerten – gleichzeitig sind Einschätzungen mit „mangelhaft“ oder „ungenügend“ von 6 % auf 21 % gestiegen.
Kleine Überraschung: Die heimische Zahlungsmoral ist von der Krise bislang noch relativ wenig betroffen: Österreichweit begleichen 23 % (2019: 16 %) ihre offenen Rechnungen zu spät. Dieses Minus geht vor allem auf das Konto der Bundesbehörden und die vielerorts späte Auszahlung etwaiger Förderungen.
Für 2021 zeichnen die Unternehmer ein deutlich düsteres Bild und erwarten eine gravierende Verschlechterung des heimischen Zahlungsverhaltens.“
Die Pandemie hat viele Firmen in eine finanzielle Schieflage gebracht und es ist für die nahe Zukunft mit einer Verschlechterung der Zahlungsmoral zu rechnen und es werden auch die Insolvenzzahlen massiv ansteigen!
Wie können Sie sich und ihr Unternehmen für diese Situation wappnen?
Volle Kassen sind der Traum jedes Unternehmers. Doch dafür braucht es mehr als nur florierende Geschäfte. Nun ist Liquiditätsmanagement gefragt!
Wenn die Zahlungsmoral der Kunden mit einem Mal zu wünschen übrig lässt, die Hausbank plötzlich die Kreditlinie senkt und die Betriebskosten weiter steigen, können selbst erfolgreiche Firmen mit prall gefüllten Auftragsbüchern in Zahlungsschwierigkeiten geraten.
Mit welchen Maßnahmen kann ich die Liquidität in meinem Unternehmen verbessern?
- Reduzieren Sie Ihre Außenstände Schreiben Sie ihre Rechnungen ehestmöglich, ohne Zeitverzug. Geben Sie klare Zahlungsziele und Zahlungskonditionen vor und drängen Sie auf deren Einhaltung.Ein freundliches, aber konsequentes Mahnwesen mit kurzen und fixen Mahnzyklen ist jetzt notwendig! Verrechnen Sie Mahnspesen und setzen Sie in jeder Mahnstufe eine klare Frist, wann der fällige Betrag auf Ihrem Konto eintreffen muss.Falls sich ihre Leistung über einen längeren Zeitraum erstreckt, so stellen Sie dem Kunden Anzahlungs- bzw. Teilrechnungen.Überprüfen Sie bei größeren Neuaufträgen die Bonität Ihres Kunden bzw. lassen Sie Ihre Kundenforderungen gegen Ausfall versichern (Warenkreditversicherung bzw. Forderungsausfall-Versicherung).
- Senken Sie Ihre Kosten
Das Sparen von Kosten ist neben der Steigerung von Umsätzen der bedeutsamste Weg um den Erfolg eines Unternehmens abzusichern. Gerade in sehr schwierigen Zeiten und Krisen muss eine Kostenreduzierung schnell greifen.Motivieren Sie Ihre Mitarbeiter zum Nachdenken über mögliche Einsparungen.
Analysieren Sie Ihren Personalaufwand und beziehen Sie Urlaubs-, Überstundenabbau und Kurzarbeit in Ihre Überlegungen mit ein.
Prüfen Sie die aktuellen Preise und Konditionen Ihrer Lieferanten und fordern Sie gegebenenfalls situationsbedingte Nachlässe und Sonderkonditionen – begrenzt auf einen gewissen Zeitraum.
Optimieren Sie dabei gleich Ihre Lagerhaltung und vermeiden Sie überflüssige Bevorratung, wenn Ihre Lieferanten ohnehin schnell und flexibel liefern können.
Überlegen Sie den Abverkauf von Überkapazitäten und „Ladenhütern“ aus dem Lager.
- Erhöhen Sie die Umsätze bei den richtigen Kunden Analysieren Sie Ihre Kunden und stellen Sie sich die Frage: Wie viel bringt mir ein bestimmter Kunde / eine Kundengruppe? Eine ABC-Analyse kann Ihnen helfen, Ihre Kunden nach der Bedeutung für das Unternehmen zu klassifizieren und Sie erfahren damit, wo Sie Ihre Verkaufsbemühungen intensivieren sollten.Verabsäumen Sie dabei keinesfalls die Bonität der Kunden im Auge zu behalten und sichern Sie die Kundenforderungen über eine Warenkreditversicherung ab.
- Nutzen Sie alternative Finanzierungsformen
Verlagern Sie Ihren Bedarf an Haftungen (Haft- und Deckungsrücklässe, Anzahlungs- und Erfüllungsgarantien) von der Bank zu einer Versicherung. Dadurch frei werdende Sicherheiten bei der Bank können für die Erhöhung der Betriebsmittellinie verwendet werden.Prüfen Sie die Möglichkeit einer Factoring-Finanzierung anstelle eines Zessionskredites.
Betriebsliegenschaften können mittels Sale-and-lease-back an eine Leasinggesellschaft – bei unveränderter Weiternutzung – verkauft werden.
Nötige Investitionen in Maschinen und Fuhrpark sollten Sie auf Leasing umstellen, wobei es hier sinnvoll ist, nicht unbedingt die Leasinggesellschaft der Hausbank zu nutzen.
- Verkaufen Sie nicht betriebsnotwendige Anlagegüter
Nicht betriebsnotwendiges Vermögen ist in der Krise schnellstmöglich zu liquidieren, um zusätzliche Liquidität zu generieren.Im Immobilienbereich finden sich hier die klassischen Reservegrundstücke für die zukünftige Unternehmensexpansion sowie andere nicht mehr betriebsnotwendige Immobilien, wie z.B. ehemalige Produktions-, Lager- und Betriebsstätten oder Mitarbeiterunterkünfte.
Oft lassen sich auch gebrauchsfähige, aber aufgrund von Ersatz- und Modernisierungsinvestitionen oder Produktionsverlagerungen ins Ausland nicht mehr eingesetzte Maschinen als nicht mehr betriebsnotwendig identifizieren, die verkauft werden können.
Auch eine Reduzierung des Fuhrparks kann hier eine Rolle spielen.
Alternativ zum Verkauf kann auch die Vermietung von nicht benötigten Räumen, nicht ausgelasteten Maschinen und Fahrzeugen überlegt werden.
- Optimieren Sie die Finanzierung Ihres Unternehmens
In wirtschaftlich guten Zeiten neigen manche Unternehmer verstärkt dazu Investitionen aus dem Cash-Flow (über den Betriebsmittelkredit) zu finanzieren und missachten dabei die Fristenkonformität.Unter Fristenkonformität versteht man die Anpassung der Laufzeit einer Unternehmensfinanzierung an die wirtschaftliche Nutzungsdauer der finanzierten Sache. Die daraus resultierende überhöhte Ausnutzung des Kontokorrentkreditrahmens kann nun in Krisenzeiten zu einem Liquiditätsproblem führen. Es ist daher wichtig Investitionen fristgerecht zu finanzieren und entsprechende Investitionskredite in Anspruch zu nehmen.
Gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten ist es wichtig mit den finanzierenden Banken eine gute Gesprächsbasis zu haben.
Liquiditätsprobleme können mit Hilfe eines Kreditinstitutes leichter gemeistert werden, da hier ausreichend Mittel und Wege zur Verfügung stehen, die einem Unternehmen helfen können. Die Palette reicht dabei vom kurzfristigen Überbrückungskredit über Ratenaussetzungen, Stundungsvereinbarungen oder Kreditzusammenlegungen mit tilgungsfreiem Zeitraum bei gleichzeitiger Verlängerung des Rückzahlungszeitraums.
Gerne unterstütze ich Sie bei der Umsetzung Ihrer Maßnahmen oder bei der Vorbereitung des geplanten Bankgesprächs und begleite Sie zum Termin.
Nachdem ich nahezu 30 Jahre selbst – in leitender Funktion – im Bankwesen tätig war, kann ich hier entsprechende Erfahrung einbringen